Entscheidend war, das die Russen den Vertrag verlängern wollte und bereit waren auf das geheime Zusatzprotokoll Bulgarien betreffen zu verzichten.
Die Frage ist aber mit welcher Intention?
Wollte man von Seiten St. Petersburgs tatsächlich auf dieser Basis längerfristig mit Deutschland zusammenarbeiten oder war man einfach daran interessiert einen Vertrag in der Schublade liegen zu haben, mit dem sich die deutsche Regierung gegenüber Wien ohne weiteres diskreditieren ließ?
Ob Petersburg im Falle eines Falles tatsächlich nur zugeschaut hätte, wenn Deutschland dabei war Frankreich entscheidend militärisch zu schlagen? Das kann bezweifelt werden. Aber für Deutschland wäre wertvolle Zeit gewonnen.
Nicht unbedingt, St. Petersburg hätte den Vertrag auch einfach benutzen können um ihn beim nächsten machtpolitischen Zusammenstoß Russlands mit der Donau-Monarchie Wien unter die Nase zu halten und somit das Vertrauen des Ballhausplatzes in den deutschen Verbündeten im Fall eines militärischen Zusammenstoßes mit Russland zu erschüttern und auf diese Weise österreichs Politik am Balkan bei Bedarf zum Einlenken zu bringen.
Insofern dieser Vertrag, Deutschland die militärische Unterstützung Russlands nicht sicherte, seine Veröffentlichung aber das Bündnis Deutschlands mit Österreich-Ungarn schwer beschädigen konnte, weil das zu einem gänzlichen Vertrauensverlust Wiens in die Berliner Politik hätte führen können, war dieses Papier für Deutschland eigentlich nachteilig.
Es hätte dauerhaft eigentlich ohnehin nahegelegen diese Vereinbarung, die nichts halbes und nichts ganzes und für Petersburg im Gegensatz zu Berlin instrumentalisierbar war, entweder durch den Ausbau zu einem vollwertigen Bündnis mit Russland zu ersetzten und auf das Bündnis mit Wien zu verzichten oder eben sich zu Gunsten Österreichs von einer Kooperation mit Russland zurück zu ziehen.
Ob sich eine französisch-russische Kooperation mit Rückversicherungsvertrag verhindern ließ so lange Deutschland und Österreich-Ungarn Alliierte blieben und Russlands Balkaninteressen im Weg standen, wird man bezweifeln dürfen, genau so gut hätte sich St. Petersburg für ein doppeltes Spiel entscheiden und insgeheim trotzdem mit Frankreich paktieren können, dabei aber die Möglichkeit behalten über die Veröffentlichung des Rückversicherungsvertrags ggf. den deutsch-österreichischen Zweibund zu sprengen.
Das Abkommen verletzte den Zweibundvertrag zwar nicht im Wortsinne, aber welchen tatsächlichen Wert hatte der Zweibundvertrag für Österreich-Ungarn, wenn Wien ihn nicht als Bluff gegen Russland ausspielen konnte um seine Balkanpolitik zu stützen?
Daran die territoriale Integrietät der Donaumonarchie infrage zu stellen war ja im Grunde keine der Großmächte interessiert auch Russland nicht, allenfalls Italien, aber das war allein dafür nicht stark genug.
Insofern war der Zweibundvertrag für Wien wenn es durch den Rückversicherungsvertrag gewusst hätte, dass es ihn nicht mal als Bluff gegen Russland verwenden konnte, eigentlich kaum etwas Wert gewesen.