Es ist ja nicht nur das. Aus meinen Beiträgen sollte deutlich geworden sein, das die alliierten Propaganda u.a. auf angebliche und erfundene deutsche Greueltaten abstellte. Es gibt Historiker, die diese Propaganda noch heute verbreiten und dafür gefeiert werden.
Wie gesagt, ich bin da nicht allzu tief im Thma drinn, so dass es mir schwerfällt einzuordnen, was nun im Einzelnen authentisch ist und was nicht, dass ist auch gar nicht mein Anspruch.
Das es entsprechende Greueltaten grundsätzlich gegeben hat, ist ja nicht abzustreiten, die Zerstörung von Leuven oder das Massaker von Dinant sind ja nicht weg zu diskutieren.
Mich interssiert einfach in welchem Ausmaß Partisanenaktivitäten tatsächlich stattgefunden haben und in welchem Ausmaß entsprechende Greuel damit im Zusammenhang stehen und in welchem Ausmaß das auch vorkam, ohne dass entsprechende Partisanenaktivität dem vorausgegangen ist.
Weniger aus interessen an irgendwelchen Schuldzumessungen, als weil mich tatsächlich die psychologischen Bleastungen der Truppen und die potentiellen Auswirkungen von Gerüchten ober Befürchtungen auf Grund von historischen Episoden (1870/1871) interessieren.
Ich hatte letztens Bremms Buch über den Krieg von 1870/1871 in der Hand (das wird dir ja bekannt sein), und war tatsächlich über seine Darstellung des "Volkskriges" in Frannkreich und über die relativ geringen Opferzahlen gestolpert, die wohl im Krieg von 1870/1871 tatsächlich auf das Konto französischer Partisanenaktivität gingen.
Das hat mich insofern nachdenklich gemacht, als dass mir die Verbreitung des Franctireur-Mythos und seine potentiellen Auswirkungen in keinem Verhältnis zu dem zu stehen scheinen, was 1870/1871 tatsächlich vorgekommen ist.
Zu dem Intersse mag auch beigetragen haben, dass ich vor Jahren Mark Jones' "Am Anfang war Gewalt" zu den Auseinandersetzungen am Beginn der Weimarer Republik gelesen habe und Jones Teile der wahrscheinlich unnötigen Gewaltanwendung vor allem mit "Autosuggestion" und Angst vor "russischen Verhältnissen" erklärt.
Um wieder den Bogen zu 1914 zurück zu schlagen interessiert mich auch, inwiefern Greueltaten, die keine Reaktion auf reale Partisanenaktivitäten darstellen, sondern vor allem auf Befürchtungen und Gerüchte zurückzuführen sind, möglicherweise auch in direktem Zusammenhang mit dem Umstand einer Wehrpflichtarmee und der Unerfahrennheit der Truppen stehen oder ob es auch Beispiele dafür gibt, dass das auch bei Berufsheeren vorgekommen ist.
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Problematisch finde ich dabei das Ganze einfach unter "Kriegsverbrechen" zu subsummieren und mit Dingen in einen Topf zu werfen, die mit diesem Komplex relativ wenig zu tun haben.
Die meisten Berichte über Plünderungen, ich denke, da sind wir uns einig, dürften durchaus authentisch sein und ich würde auch dazu tendieren als solche überlieferte Greueltaten, die mit Plünderungen im Zusammenhang stehengrundsätzlich für authentisch zu halten.
Wir wissen, dass der Krieg kurz nach der Ernte-Saison losging (Ernteurlaub bei den K.u.K-Kadern im Juli) und manch ein Bauer in Belgien wird sicherlich rot gesehen haben, wenn sich einfallende Soldaten zu großzügig an der Ernte oder am Saatgetreide oder am Nutzvieh bediehnt haben.
Sehr gut denkbar dass da der eine oder andere Bauer auch schon einmal unbesonnen zur Jagdwaffe gegriffen hat oder dass sich Soldaten, die in einem Dorf "requirierten" auf einmal in deutlicher Unterzahl der versammelten zornigen Einwohnerschaft gegenüber sahen und die Nerven verloren. Sowas wird sicherlich vorgekommen sein und gab es auch umgekehrt.
Als 1923 die Franzosen und Belgier des Ruhrgebiet besetzten, kam es zu blutigen Auseinandersetzungen auf dem Firmengelände von Krupp.
Was war passiert? Die französischen Soldaten waren mit einer erheblich größeren, möglicherweise gewaltbereiten Gruppen von Arbeitern konfrontiert, die ihren Unmut über die Besatzung zum Ausdruck brachten, irgendwer hat die Nerven verloren und etwas in dieser Situation dummes getan und schon war die Eskalation passiert.
Aber bei solchen und vergleichbaren Vorfällen war eine Situation gegeben, in der die betreffeden Soldaten einer realen Gefahr, in Form einer aufgebrachten Menge gegenüberstanden.
Interessanter finde ich die Fälle, bei denen das nicht der Fall war und es trotzdem zu Greulen gekommen ist oder wo die entsprechenden Taten ein Ausmaß angenommen haben, dass in keinem Verhältnis mehr zu der vermuteeten Bedrohung steht, so wie das in Leuven und Dinant der Fall war.