Dieser Bericht vom 12.02./25.02.1913 fand dann sein Weg in die deutsche Presse; genauer die Norddeutsche Allgemeine Zeitung am 05.06.1917.
Genau, das ist so typisch, im Weltkrieg sucht man sich die passenden Fragmente.
Dass Benckendorff offenbar nicht in Paris Botschafter gewesen war....und stimmungsmässig seine Ansicht zur 'Bereitschaft Frankreichs' wohl vom am 18. Februar kommenden Amtsantritt Poincarés als Staatspräsident, nachdem dieser die Wahlen am 17. Januar 1913 gewonnen hatte, wenig Tage später beflügelt wurde....
Botschafter Schön notiert in seinem Bericht vom 22. 2. 13 nichts ähnliches, er erwähnt nicht mal die Antrittsbotschaft...Dafür wird paar Seiten weiter in GP 39, S. 163, ein Kabel des dt. Botschafters in St. Petersburg von RK von Bethmann Hollweg abgedruckt. U.a. steht dort in seinem Bericht an Bethmann:
An leitender Stelle mahnt die „Nowoje Wremja'' heute Frankreich an seine Bündnispflichten in militärischer Hinsicht. Die Bevölkerung des Deutschen Reichs übertreffe diejenige Frankreichs um 50 Prozent, und die deutsche Armee in ihrem Friedensbestande sei um 30 Prozent stärker als die französische. Die russische Armee werde infolge der riesigen Ausdehnung des Reichs nur sehr langsam mobilgemacht werden können, Frankreich werde daher dem ersten Ansturm der Gegner, die den Krieg ganz plötzlich eröffnen würden, allein standhalten müssen. „Die Einführung des dreijährigen Fahnendienstes in Frankreich wird den Friedensbestand seiner Armee erhöhen und jedenfalls die numerische Stärke sowie die Schlagfertigkeit der ersten Verteidigungslinie vermehren, von deren Zuverlässigkeit die Sicherheit Frankreichs und der glückliche, schnelle Ausgang des möglichen Konflikts abhängen. Die Sicherheit Frankreichs ist seine eigene Sache. Daß Rußland genügende Zeit gewährt wird, seine Armee auf den Kriegsfuß zu stellen, gehört schon zu den Pflichten der Verbündeten. Als Freunde des französischen Volkes wünschen wir die Verstärkung seines lebendigen Schutzes, der Armee, auf der gefährdeten Seite; als Verbündete sind wir berechtigt, diesen Wunsch als eine direkte Forderung hinzustellen."
Und die Nowoje Wremja war offenbar einflussreich, gut vernetzt und 'bedeutend'. Es ist die wiederholte gleiche Mahnung aus St. Petersburg an die Pariser Adresse....auch nach dem Amtsantritt Poincarés als Staatspräsident und nachdem dieser unmittelbar zuvor bereits ein Jahr als MP in Paris die nationale wie auch internationale französische Politik prägen konnte.
In den grossen, digitalisierten Zeitungen von damals, mit ausführlicher Auslandsberichterstattung, wie Kölnische Zeitung, doch genauso in der GP, Band 39, lassen sich die regelmäßigen, gewiss auch monatlichen Appelle, Ermahnungen, Klagen wie Erinnerungen und Beschwörungen der Bündnisbereitschaft, der Leistungsbereitschaft, des Leistungswillens an die Adresse der französischen Politik und Öffentlichkeit in diversen öffentlichen Publikationen aus St. Petersburg gut nach vollziehen.
Es ist m.M. nach hilfreich, fragmentarische Einzelzitate besser einzubetten und den schon mehrfach erwähnten Kontext u. die konkrete Situation zu beleuchten u. abzuwägen.
Die Berichte des dt. Militärattaché in Paris, von Winterfeld, vom Februar 1913 in GP 39, versetzten unmittelbar in die französischen Disk. um die bekannt gewordenen dt. Heeresvorlagen, guter Einblick.
Übrigens: Beachtlich sind die exzellent digitalisierten Ausgaben der Kölnischen Zeitung, volltextlich nach Begriffen hervorragend durchsuchbar.