Poincaré besucht Russland im Juli 1914

Die Story, die russ. Administation habe die serbische Regierung bei der Adria- Hafenrequirierung im Herbst während der Balkankriege unterstützt, da somit ein möglicher Einlaufhafen für russ. Kriegsschiffe greifbar geworden wäre, kann schon deswegen wenig Glaubwürdigkeit für sich beanspruchen, da die Dardanellen einige Monate vorher 4 Wochen von der türk. Regierung im Rahmen des ital.-türkischen Krieges vollgesperrt worden waren. Das traf vor allem das russ. Reich vielfach u. massiv.

Ein russ. KriegsschiffEinlaufhafen südlich der Dardanellen ;)
 
@andreassolar

Bei allem Respekt, aber wenn Du der von mehreren Mitgliedern geäußerten Bitte nicht entsprechen möchtest, warum auch immer, solltest Du das einfach mitteilen, anstatt sie zu ignorieren. Du magst Deine eigene Auffassung zu @Turgot's Argumentation und Umgang mit den Quellen haben, und vielleicht sogar Recht damit haben; aber meiner Meinung nach wirst Du den Ansprüchen nicht gerecht, die Du an ihn und an das ganze Forum gestellt hast, wenn Du nonchalant ein immerhin zehn, zwölf Titel umfassendes Literaturverzeichnis mit dem lapidaren Hinweis von der Diskussion ausschließen willst, dieses sei mehrheitlich revisionstisch. Welche der in dem Artikel genannten Titel sind revisionstisch? Es wurde ja nicht mal ein Nachweis für Deine Behauptung erbeten (!), sondern nur um Konkretisierung gebeten.
 
Nach wie vor scheint mir der Postulierte Nutzen eines russischen Marinestützpunktes in Durazzo allerdings zweifelhaft.
Und zwar mit der Begründung, dass die Österreicher Durazzo im Kriegsfall sehr einfach landseitig erreichen und die Russen von dort hätten vertreiben können.
Durch die Schließung der Meerengen während eines potentiellen Krieges, wäre es für Russland hingegen so gut wie unmöglich gewesen Verstärkungen dorthin zu verlegen um solches zu verhindern.
Ein Stützpunkt in Durazzo hätte Russland allerdings auch ohne Kontrolle über die Meerengen eine gewisse Präsenz im Mittelmeer erlaubt und wäre gerade auch deshalb wertvoll gewesen.

Ich glaube auch nicht, dass Durazzo im Kriegsfall für Österreich-Ungarn so schnell zu erobern gewesen wäre. Historisch haben die KuK-Truppen Montenegro, dass ja auf dem Weg dorthin liegt, erst im Januar 1916, also nach fast eineinhalb Jahren Krieg erobert. In jedem Fall hätte der Versuch eines Zugriffs der Donaumonarchie auf Durazzo im Falle eines Krieges diese gezwungen, einen Zweifrontenkrieg zu führen, nämlich gegen Russland und gegen eben ein gegenüber der historischen Situation größeres und vermutlich stärkeres Serbien (+ vermutlich Montenegro).

Dafür hätte aber das Projekt eines russischen Marinestützpunktes in der Adria mit ziemlicher Sicherhheit London und Rom mächtig auf die Palme gebracht, die daran nicht intressiert sein konnten.
Wieso eigentlich, wenn Durazzo als Marinestützpunkt doch angeblich nur von so geringem Wert für Russland gewesen wäre?
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, aber du müsstest mir erklären, wo du da irgendeine Relevanz im Hinblick auf den Zweibundvertrag siehst, denn dessen Beistandsverpflichtungen bezogen sich nur auf den Fall eines Angriffs auf einen der Partner, nicht auf die bloße (Teil)Mobilisation dritter Mächte.
Deutschland konnte aber wegen des Schlieffen-Plans nicht warten, bis Russland seine Mobilisierung abgeschlossen hatte und tatsächlich angegriffen hätte. Selbst wenn es den Großen Ostaufmarschplan noch gegeben hätte, hätte man nicht warten können, sondern hätte den Vorteil der schnelleren Mobilisierung nutzen müssen, um gegen die Entente eine realistische Chance zu haben.

Hätte man gewartet, hätte man später vor der Alternative gestanden, entweder Österreich-Ungarn im Stich zu lassen, oder sehr wahrscheinlich einer Niederlage entgegen zu gehen.

Das gilt übrigens auch dann, wenn man den Standpunkt vertritt, dass das Deutsche Reich formaljuristisch wegen des Dreibundes nicht verpflichtet gewesen wäre, die Donaumonarchie zu unterstützen. Realpolitisch gesehen, konnte Deutschland Österreich-Ungarn nicht im Regen stehen lassen, ähnlich wie ja auch das UK nicht verpflichtet gewesen wäre, an der Seite Frankreichs in den Krieg einzutreten, dies aber aus realpolitischen Gründen dennoch tat.
 
Zuletzt bearbeitet:
ie Story, die russ. Administation habe die serbische Regierung bei der Adria- Hafenrequirierung im Herbst während der Balkankriege unterstützt, da somit ein möglicher Einlaufhafen für russ. Kriegsschiffe greifbar geworden wäre, kann schon deswegen wenig Glaubwürdigkeit für sich beanspruchen, da die Dardanellen einige Monate vorher 4 Wochen von der türk. Regierung im Rahmen des ital.-türkischen Krieges vollgesperrt worden waren. Das traf vor allem das russ. Reich vielfach u. massiv.

Die Erweiterung zu einem Kriegshafen, der von russischen Kriegsschiffen genutzt werden könnt, war eine Befürchtung der Monarchie. Deshalb hatte sie ihr Veto eingelegt. Serbien forderte ein Hafen für sich, und dieses wurde von Russland unterstützt. Hatte ich oben auch so geschrieben.

Kurz, nahe Verwandtschaft der Monarchenhäuser bedeutete erst mal nichts.
Deine Meinung.

Frankreich mag als politisch instabil gegolten haben, aber das Bündnis wurde nicht in Frage gestellt.

Du übersiehst die Kleinigkeit, dass bei beiden Cousins durchaus mal versucht haben das zu ändern (Björkö), sich aber beide an den Politikern ihrer Regierungen und der Stimmung im eigenen land die Zähne ausbissen.;)

Du übersiehst ;), das der eine Cousin in Björkö wegen des Verlaufs des Krieges gegen Japan sehr bedrückt gewesen war und für das Angebot von Wilhelm II. empfänglich war. Nikolaus II. war von seinem Verbündeten Frankreich enttäuscht; er hatte von seinem Bündnispartner mehr erwartet gehabt.

Trotzdem sollte Frankreich ja zu dieser Abmachung dazugebeten werden.

Als Nikolaus II. wieder in Petersburg war, wurde er ganz schnell wieder seinen Leuten auf "Kurs" gebracht. Lamsdorff betrachtete den Vertrag als eine Unloyalität gegenüber Frankreich. Lamsdorff hintertrieb eine offizielle Befragung Frankreichs und erklärte aufgrund einer oberflächlichen Unterredung, zwischen Nelidow und Rouvier dem Zaren, das Frankreich sich geweigert hat mit Deutschland zusammenzugehen. Lamsdorff verlangte vom Zaren die Einwilligung zu einer Zusatzdeklaration zum Björkö Vertrag, die den wirklichen Inhalt des Vertrages völlig verwandelte. Der Vertrag war von Lamsdorff und Witte begraben worden.

Bülow und Holstein hatten nicht grundsätzlich, sondern inhaltliche Bedenken. Sie waren nicht mit der Passage en Europe einverstanden. Der Zusatz "en Europe" sei schädlich und unnötig und entbinde Russland von der Verpflichtung im Falle eines deutsch-englischen Krieges gegen Indien vorzugehen, während es in Europa zu keiner Unterstützung fähig sei.

(Quelle: Klein, Der Vertrag von Björkö)

Die Position des gr. Ministerpräsidenten zwang den pro-deutschen Konstantin I. letztlich zur griechischen Neutralitätserklärung bei Beginn des I. Weltkrieges.

Während sich die eigentlich Tragödie des Weltkrieges auf den Schlachtfeldern Europas abspielte, blieb Griechenland bis zum Jahr 1917 neutral. Diese Neutralität war vor allem wohlwollend gegenüber den Mittelmächten - zumindest was das Staatsoberhaupt König Konstantin, betraf. Der Monarch bewunderte seinen Schwager, Kaiser Wilhelm II., und den von diesen verkörperten Militärgeist und lehnte es ab, gegen die Mittelmächte in den Krieg zu ziehen.

Kein Wort von Zwang.

Quelle: Enzyklopädie Erster Weltkrieg, S.544
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die notorischen Ungereimtheiten in der fragmentierten 'Darstellung' der anti-deutschen, kriegerischen Omnipotenz eines Poincaré im Faden, können, wie vielfach angeregt und an einigen wenigen prägnanten Ereignissen vorgestellt, mit/von differenzierteren und genaueren Blicken ergänzt oder im besten Fall vielleicht auch ersetzt werden.

Die Position Poincarés in der französischen Politik Ende 1913 bis Frühjahr/Frühsommer 1914 wird u.a. in den Ausführungen von Klaus Wilsberg in "Terrible ami - aimable ennemi". Kooperation und Konflikt in den deutsch-französischen Beziehungen 1911-1914. (1998) S. 102 gut und zutreffend abgebildet. Er notiert u.a.:

[...] Insgesamt zeichnete sich in den deutsch-französischen Beziehungen seit Dezember 1913 eine spürbare Entspannung ab. Diese hatte ihre Ursachen im Abflauen der Feindseligkeiten auf dem Balkan, im Abschluß der Rüstungsdebatten, im Erfolg der Verhandlungen über die kleinasiatischen Bahnprojekte, aber auch in der innenpolitischen Niederlage Poincarés, die Frankreich in den Augen der Reichsleitung geschwächt erscheinen und die Hoffnung auf ein deutschen Zielen eher gewogenes Kabinett aus Linksrepublikanern wachsen ließ. [...]

Poincarés Stellung und Einfluss als Staatspräsident blieb im genannten Zeitraum eher prekär, u.a. durch die einflussreiche und breite Opposition aus Sozialisten, Radikalen, Linksrepublikanern, die sich auch nicht in die durch den angeblichen, sofort und umfassend wirksamen Aufruf Poincarés an 'die Bevölkerung Frankreichs' in eine vermeintlich landesweite Front der Kriegsbereiten - natürlich gegen Deutschland - einreihen lassen.

Diese politischen Ungewissheiten/Instabilitäten in jenen Monaten in Paris waren ein bedeutsamer Grund für publizistische und sonstige Aktionen in Russland, um die französische hohe Politik an die Erfüllung der Bündnispflichten, der militärpolitischen und militärischen Ziele und Maßnahmen zu erinnern, zu binden. Innerhalb kurzer Zeit hatten mehrfache Regierungswechsel in Paris statt gefunden, wie bekannt, mit zunehmend politisch progressiver Ausrichtung.

Die Kölnische Zeitung vom 10. Juli 1914 berichtet im Artikel Frankreich als Vorspann des Panslawismus in Sicht auf den kommenden Besuch der französischen Staatsspitze mit Staatspräsident Poincare in St. Petersburg wenig Tage später u.a.:

Allmählich sickern die Wünsche durch, die diejenigen russischen Politiker, die in dem Zweibund nur ein Schreckmittel gegen Deutschland sehen , für den bevorstehenden Besuch Poincarés haben . Die jüngsten, sehr wenig aufgeklärten Mißverständnisse zwischen den beiden Verbündeten über die Möglichkeit für Frankreich, dauernd an der dreijährigen Dienstzeit festzuhalten, werden zunächst mit großer Schärfe von der Nowoje Wremja wieder aufgenommen. Die Bedenken, daß die Produktivkräfte Frankreichs durch das Gesetz schwer geschädigt werden und daß diejenigen Franzosen, die für die Großmannssucht der Panslawisten gar kein Verständnis haben , am eigenen Leibe die Rückwirkung der Bundesgenossenschaft spüren müssen, will das Blatt nicht gelten lassen.[....]
Die Bürde der allgemeinen Wehrpflicht müßten alle Völker gleichmäßig tragen. Man könne es begreifen, daß die Franzosen sie gern los sein wollten. In der ihnen von Berlin eingeflüsterten Richtung liege aber diese Befreiung nicht. Frankreich müsse mit Rußland Hand in Hand gehen, um alle kleinern Staaten Europas unter dem Banner des Zweibundes zu sammeln.[...]​

Der Auszug verdeutlicht die oben bereits plausibel gemachte, hinreichend schlüssig belegte Einschätzung einer zunehmend eher prekären Phase für Poincaré seit dem späten Jahr 1913.
Poincaré war den Besuch in St. Petersburg im Juli 1914 entsprechend wohl u.a. mit der Absicht angetreten, die in beachtlichen Teilen der russ. Öffentlichkeit, bei den Panslawisten, Entscheidern und bedeutenden Akteuren vorhandene, aufgelaufene, aktuelle Skepsis (teils anscheinend sogar Ärger) gegenüber dem französischen Leistungs- und Beistandswillen mit besonders betonten Versicherungen der Bündnistreue, der engen Beziehungen und des Leistungswillen im Beistandsfall zumindest für die nächste Zeit zu beseitigen, zu reduzieren.


Das war offenbar eine echte Notwendigkeit, siehe u.a. den im Beitrag 157 zur Ergänzung notierten Kontext:
Am 13.Juni titelte die Tageszeitung Birschewija Wedomosti (Börsennachrichten) mit der Schlagzeile: "Russland ist bereit, Frankreich müsse es auch sein." Der deutsche Botschafter Poutales in Petersburg brachte in Erfahrung, das kein anderer als Kriegsminister Suchomlinow hinter diesen Artikel steckte. (2)​
Präziser notiert GP 39, S. 586 f. u.a., dass der genannte Artikel mit der Überschrift 'Russland ist bereit, Frankreich muss es auch sein' im Auftrag von Suchomlinow am 13. Juni veröffentlicht wurde. Grund war der Sturzes des erst am 9. Juni 1914 angetretenen und am 12. Juni bereits wieder zurück getretenen Pariser Kabinett Ribot unter dem gleichnamigen Premierminister, der erhebliche Ungewissheit in Moskau über die weitere konsequente Durchführung der neuen dreijährigen Dienstzeit in der franz. Armee ausgelöst hatte, wie man dem Artikel - siehe GP S. 587 - 589 - entnehmen konnte.
 
Die zeitgenössische Presse in Deutschland der Jahre 1913/1914 kann ebenfalls eher wenig zum jenem seit dem I. Weltkrieg und vor allem danach in Deutschland etwas mythologisierten Bild des konstant unbeirrt, zielgerichtet und offensiv auf einen Krieg mit Deutschland planenden, hoffenden anti-deutschen, revanchistischen Aggressors namens Poincaré, beitragen. Vielleicht kann man dieses überholte Bild nach einhundert Jahren begraben. Die Chancen zu einer detaillierten und differenzierten Darstellung, Vorstellung und Ansicht sind besser denn je, u.a. dank zahlloser Möglichkeiten digitalisierte Medien der Jahre 1913/1914, wozu auch die späteren, 'revisionistischen' Bände der Großen Politik gehören.
 
Danke für deine Beiträge und die genannten Quellen.
Das Problem daran ist nur, dass die Beiträge deine Schlussfolgerung nicht stützen. Wir können denen von dir nur genannten Quellen nur entnehmen, dass 1. Poincare massiv gerüstet hat und 2. dies auch kritisiert wurde. Bei den genannten Stellen kann man eben nicht erkennen, dass Poincare abgerüstet hat. Mir fehlt hier recht eindeutig ein Nachweis, dass Poincare die Situation entspannen wollte, stattdessen nur Zuspitzung, Aufrüstung, Ränkespiele etc.... Alles Punkte, die das Bild über ihn verfestigen.

Das passt einfach nicht und erinnert eher an so Leute wie Werner Röhr, die egal was kommt, doch immer zu den gleichen Ergebnissen kommen.
Ich bin froh, dass die Veröffentlichungen der letzten Jahre nicht mehr so einseitig sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
@andreassolar

Wer hier derart auf die Pauke haut …
Da gäbe es einige, meine ich, die das Rentenalter, die Frührente oder den vorzeitigen Ruhestand erreicht haben...welche das Forum inhaltlich, sachlich aufgrund dauerhafter methodischer, systematischer bzw. wissenschaftlicher Schwächen nicht (mehr) bereichern.
Veteranen, die auch nach tausenden von Beiträgen in gut einem Dezennium zum immer gleichen Großthema anscheinend methodisch immer noch im Nebel stochern & ihre persönliche Meinung mit einer wahllosen Selektion von Fragmenten/Partikeln und Bruchstücken aus fast beliebigen Lit. & Quellen 'belegen'. Und scheinbar überfordert sind mit komplexen Argumentationsmustern, was der Selbstüberzeugtheit vordergründig anscheinend nur wenig Abbruch tut. ;)
@Turgot in diesem Faden grundsätzlich die Fähigkeit zur Arbeit mit den Quellen abspricht, und sich dann auch noch zu solchen Aussagen versteigt …
Es ist natürlich wissenschaftlicher Unfug, hier durchweg und ohne ausreichende Quellenrecherche in GP usw. & ausnahmslos & wenig kritisch das revisionistische Kriegs- und Nachkriegsbild von Poincaré (weiter) zu pflegen. Revisionistisch 'fundiert' und mit dem offenkundigen Ziel einer gründlichen moralischen Diskreditierung?
… sollte wenigstens in der Lage sein, zu erklären, warum er einen wichtigen Satz Quellen seines Mitdiskutanten en bloc als revisionistisch disqualifizieren will. Selbst wenn Du keine hohe Meinung von jemandem hast, solltest Du ihm zumindest Waffengleichheit gewähren.

Ich stelle fest: Entweder willst Du nicht darlegen, inwieweit der Wikipedia-Artikel zu Poincaré auf revisionistischen Quellen fußen soll, oder Du kannst es schlicht und ergreifend nicht. Vielleicht bist Du der Ansicht, Du hättest dies schon früher ausreichend getan, in irgendeinem Deiner langen Scharmützel mit @Turgot, aber das ist mir, ehrlich gesagt, herzlich egal. In dem Fall hätte der lapidare Einzeiler genügt: "Dazu habe ich mich schon mal geäußert, habe jetzt gerade nicht die Zeit, danach zu suchen."

Ich finde, Du schuldest @Turgot eine Entschuldigung.
 
wie man dem Artikel - siehe GP S. 587 - 589 - entnehmen konnte.

Du zitierst die Große Politik der europäischen Kabinette, obwohl du der Meinung bist, dieses Reihenwerk sei revisionistisch.

andreassolar schrieb:
Es kann anhand selbst der revisionistisch angelegten GP-Bände ausreichend recherchiert werden,............[/QUOTE)

Hervorhebung durch mich.

Zur innenpolitischen Situation in Frankreich hatte ich oben schon kurz etwas ausgeführt.

Turgot schrieb:
Ganz kurz zum Ergebnis der Parlamentswahl von 1914:
Die französischen Parlamentswahlen 1914 sind ja nicht gerade im Sinne von Poincaré ausgefallen. Gemäß Mayers Überzeugung in " Causes and Purposes", war es die Tatsache, die Poincaré als Exponenten des gegenrevolutionären Lagers, dazu bewog, in der Julikrise 1914 bewusst auf den Krieg zu setzen, den er getreu der konservativen Doktrin , als Gegengift gegen die Revolution betrachtete.

Präziser notiert GP 39, S. 586 f. u.a., dass der genannte Artikel mit der Überschrift 'Russland ist bereit, Frankreich muss es auch sein' i

Nanu, du zitierst schon wieder das angeblich revisionistische Reihenwerk GP.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@Turgot sei nicht so streng! Ein revisionistisches Reihenwerk darf, ja muss man zitieren, wenn man dessen verwerflichen Geschichtsrevisionismus nachweisen will oder wenn man es kritisch rezensiert.

...ok, das war im solarschen Fall des GP Verweises nicht gegeben, na ja, wir wissen dank Bernstein, wie es um Elchkritik, und dank Heine, wie es um Wasser und Wein bestellt ist... :D

Das ficht freilich hochwissenschaftliche Qualitätspuristen*) nicht an. Solche Nebensächlichkeiten wie die Frage, was im Wikipedia Artikel Raymond Poincaré – Wikipedia und speziell seiner Literaturliste revisionistisch sei, werden mit wortreich verklausulierten Ablenkungen umgangen. Das klingt so herb, was der tumbe Festungsfreak da äußert... besser wird sein, wir prüfen es nochmal nach:
Weitere differenzierende Ergänzungen, die insgesamt erst mal einen beachtlichen quantitativen und qualitativen Unterschied zum entsprechenden dt.-sprachigen Abschnitt im WP-Lemma Raymond Poincaré zeigen können (mehrheitlich von einigen wenigen, mehrheitlich revisionistischen Titel dominiert), finden sich auf der englischsprachigen WP-Seite French entry into World War I.
Gemeint ist damit:

Weblinks​

12px-Commons-logo.svg.png

Commons: Raymond Poincaré – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise​

  1. Raymond Poincaré. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 18. März 2023 (französisch).
  2. Christopher Clark im Interview mit "Der Bund", veröffentl. am 28.06.2014; «Das Buch ist kein Freispruch 
für die Deutschen» online abgerufen am 6. Januar 2016
  3. Christopher Clark: Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2013, S. 403.
  4. Christopher Clark: Die Schlafwandler. DVA, ISBN 978-3-421-04359-7, S. 382.
  5. Paddock, Troy R.E. (2019). Contesting the Origins of the First World War: An Historiographical Argument. London: Routledge. ISBN 978-1-138-30825-1, S. 115
  6. Herwig, Holger & Hamilton, Richard Decisions for War, 1914-1917, Cambridge: Cambridge University Press, 2004, Seite 114
  7. Stefan Schmidt: Frankreichs Außenpolitik in der Julikrise 1914. Oldenbourg, ISBN 978-3-486-59016-6, S. 255.
  8. Paddock, Troy R.E. (2019). Contesting the Origins of the First World War: An Historiographical Argument. London: Routledge. ISBN 978-1-138-30825-1, S. 119
  9. Stefan Schmidt: Frankreichs Außenpolitik in der Julikrise 1914. Oldenbourg, München, ISBN 978-3-486-59016-6.
  10. Zuber, Terence (2014). "France and the Cause of World War I". Global War Studies. 11 (3); S. 53
  11. Rainer F. Schmidt, Aufsatz Revanche Pour Sedan
  12. Sean McMeekin: The Russian Origins of the First World War, S. 85 (online)
  13. Stefan Schmidt: Frankreichs Außenpolitik in der Julikrise 1914. Oldenbourg, München, S. 317.
  14. Stefan Schmidt: Frankreichs Außenpolitik im Juli 1914. Oldenbourg, München, S. 318.
  15. Stefan Schmidt: Frankreichs Außenpolitik in der Julikrise 1914. Oldenbourg, S. 318.
  16. Erich Eyck: Geschichte der Weimarer Republik, Band 2, 1956, S. 229
und ganz schlicht gefragt war, was daran mehrheitlich revisionistisch sei. Der Zusammenhang war: ich hatte mitgeteilt, dass die Darstellungen von @Turgot in seinen Beiträgen zu Poincare inhaltlich mit dem knappen Wikipedia Artikel übereinstimmen.

Dank der übersetzten Zitate in den Beiträgen von @Enriko1997 war zu sehen, dass zudem die Darstellungen in der engl.sprachigen WP inhaltlich nicht so extrem von der eher kurz gehaltenen deutschspr. WP abweichen, wie es behauptet war.

Ich stelle fest: Entweder willst Du nicht darlegen, inwieweit der Wikipedia-Artikel zu Poincaré auf revisionistischen Quellen fußen soll, oder Du kannst es schlicht und ergreifend nicht.
letzteres scheint bis jetzt der Fall zu sein.

Damit ich nicht falsch verstanden werde: mir ist völlig gleichgültig, ob als nachprüfbares, verifizierbares Ergebnis herauskommt, dass die in 15 Fußnoten aufgelisteten Quellen/Literaturangaben revisionistisch sind - was allerdings nicht in Ordnung ist, das ist die beleglose pure Behauptung, sie seien es. Und da ich mich mit Revisionisten nicht auskenne und auch kein professioneller Revisionistenjäger bin, wäre mir Aufklärung zu besagte Literaturliste sehr hilfreich: nicht dass ich versehentlich naiv gutgläubig Bücher von (angeblichen) "Revisionisten" wie Clark, McMeekin u.a. erstehe...
______
*) eine erstaunliche Gemeinsamkeit mit Richard Wagner, welchem in seinen Funktionen als Komponist und Dirigent von der biografischen wie musikwissenschaftlichen Fachliteratur Qualitätspurismus attestiert wird.
 
Poincaré sein Auftreten in Petersburg war ja durchaus denkwürdig. Die offiziellen Aufzeichnungen sind samt und sonders auf beiden Seiten verschwunden; Kommentare hierzu gab es hier nicht. Aber es gibt ja noch Tagebücher beteiligter Akteure, wo sich das eine oder andere Puzzlestück zusammensetzen lässt.

Die Gespräche zwischen dem Zaren und Poincaré drehten sich, nicht eben überraschend, um die schwere, noch diplomatische, Krise wegen der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers.

Nikolaus II. meinte zum französischen Botschafter Paleologue, noch bevor Poincarè die France verlassen hatte „Ich bin sicher, dass wir in allen Dingen übereinstimmen werden.“ Und weiter: „Aber eine Frage macht mit Sorgen: unser Abkommen mit England. Wir müssen es dazu bringen, unserer Allianz beizutreten.“ (1)

Wozu, wenn man den Frieden wünscht und anstrebt ist die Preisfrage?

Am 21.Juli, nachmittags, empfing Poincaré zusammen mit Viviani mehrere Botschafter. Bei dem Gespräcj mit dem k.u.k. Botschafter Friedrich Szàpary, nachlesbar bei Clark, der hier als Unterlage dient, erkundigte sich Poincarè ob es Neuigkeiten aus Belgrad gebe. Szàpary antwortete, dass die Untersuchungen noch andauerten. Dann kam die bemerkenswerte Reaktion von Poincaré, nämlich dass das Ergebnis ihm Sorge mache und er erinnerte an die Affären Friedjung und Prochaska.“

An die serbischen Provokationen und Untergrundarbeit mit dem Ziel der Dekomposition Österreich-Ungarns erinnerte sich Poincaré nicht.

Gemäß Christopher Clark ist aus diesem Gespräch deutlich geworden, das Frankreich nicht akzeptiere und niemals akzeptieren würde, dass die serbische Regierung für die Morde die Verantwortung trage. Als Begründung würden die genannten Affären Friedjung und Prochaska herhalten.

Woher wusste Poincaré eigentlich, dass die serbische Regierung unschuldig sei?

Zum Schluss drohte gemäß Paleologue Poincaré sehr massiv: „Serbien hat sehr warme Anhänger im russischen Volke und Russland hat einen Bundesgenossen. Frankreich. Was können sich da für Entwicklungen ergeben.“ (2)

Deutlicher ging es wohl kaum noch und das alles auf russischen Boden.

(1) Clark, Die Schlafwandler, S.568
(2) Clark, Die Schlafwandler, S.570
 
dass ein angeblicher "Neujahrsaufsatz" weiterhin nicht in der Ausgabe 1 des Jahrgangs 1914 zu finden ist




Da ist er doch:

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Hier eine Transkription in moderner Orthographie:

всем нам отлично известно, что мы готовимся к войне на западной границе, по преимуществу с немцами (Австро-Венгрия и Германия), а потому все наши предположения при обучении здесь должны основываться на том, что мы ведем войну с немцами, одна из маневрирующих сторон должна называться немцами и т.п.; но не только войска, а и весь народ русский должны быть приучены к мысли, что мы готовимся и должны драться с немцами и обязательно должны их разбить, хотя бы и пришлось при этом положить сотни тысяч жизней, что наш истинный и неутомимый враг немец и уничтожить следует именно немецкие государства.


EDIT:
Der Autor des Aufsatzes lässt sich anscheinend nicht sicher identifizieren; er schreibt unter dem Pseudonym "А. Эсъ"; es wird vermutet, dass ein Oberst Wassilij Jakowlewitsch Teterewjatnikow dahinterstecken könnte.

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich zitiere nachfolgend aus dem Bericht des russischen Botschafter Benckendorff in London an seinem Chef Sasonow vom Februar 1913. Unter anderem charakterisiert Benckendorff in diesem Bericht die Haltung der Mächte auf der Botschafterkonferenz in London, bezüglich der Abwicklung des 1.Balkankrieges:

"[...] Aber vor allem ist es Frankreich, das in den Krieg mit der verhältnismäßig größten Ruhe gehen würde. Frankreich hat sich, wie man es genannt hat, wiederaufgerichtet. Es hat, sei es mit Recht oder Unrecht, vollständiges Vertrauen in sein Heer; der alte gärende Groll ist wieder erwacht und Frankreich könnte sehr wohl annehmen, daß die Umstände heute günstiger sind, als sie es später sein würden. [...}." (1)

Hervorhebung durch mich.

Deutliche Aussage von Benckendorff über den russischen Verbündeten.

Dieser Bericht vom 12.02./25.02.1913 fand dann sein Weg in die deutsche Presse; genauer die Norddeutsche Allgemeine Zeitung am 05.06.1917. (2)

(1) Graf Benckendorffs diplomatischer Schriftwechsel, Band 3, Dokument 896, S.118
(2) Kritische Nuntiatur Berichte 1917 bis 1929, Dokument 4935
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieser Bericht vom 12.02./25.02.1913 fand dann sein Weg in die deutsche Presse; genauer die Norddeutsche Allgemeine Zeitung am 05.06.1917.
Genau, das ist so typisch, im Weltkrieg sucht man sich die passenden Fragmente.
Dass Benckendorff offenbar nicht in Paris Botschafter gewesen war....und stimmungsmässig seine Ansicht zur 'Bereitschaft Frankreichs' wohl vom am 18. Februar kommenden Amtsantritt Poincarés als Staatspräsident, nachdem dieser die Wahlen am 17. Januar 1913 gewonnen hatte, wenig Tage später beflügelt wurde....

Botschafter Schön notiert in seinem Bericht vom 22. 2. 13 nichts ähnliches, er erwähnt nicht mal die Antrittsbotschaft...Dafür wird paar Seiten weiter in GP 39, S. 163, ein Kabel des dt. Botschafters in St. Petersburg von RK von Bethmann Hollweg abgedruckt. U.a. steht dort in seinem Bericht an Bethmann:

An leitender Stelle mahnt die „Nowoje Wremja'' heute Frankreich an seine Bündnispflichten in militärischer Hinsicht. Die Bevölkerung des Deutschen Reichs übertreffe diejenige Frankreichs um 50 Prozent, und die deutsche Armee in ihrem Friedensbestande sei um 30 Prozent stärker als die französische. Die russische Armee werde infolge der riesigen Ausdehnung des Reichs nur sehr langsam mobilgemacht werden können, Frankreich werde daher dem ersten Ansturm der Gegner, die den Krieg ganz plötzlich eröffnen würden, allein standhalten müssen. „Die Einführung des dreijährigen Fahnendienstes in Frankreich wird den Friedensbestand seiner Armee erhöhen und jedenfalls die numerische Stärke sowie die Schlagfertigkeit der ersten Verteidigungslinie vermehren, von deren Zuverlässigkeit die Sicherheit Frankreichs und der glückliche, schnelle Ausgang des möglichen Konflikts abhängen. Die Sicherheit Frankreichs ist seine eigene Sache. Daß Rußland genügende Zeit gewährt wird, seine Armee auf den Kriegsfuß zu stellen, gehört schon zu den Pflichten der Verbündeten. Als Freunde des französischen Volkes wünschen wir die Verstärkung seines lebendigen Schutzes, der Armee, auf der gefährdeten Seite; als Verbündete sind wir berechtigt, diesen Wunsch als eine direkte Forderung hinzustellen."

Und die Nowoje Wremja war offenbar einflussreich, gut vernetzt und 'bedeutend'. Es ist die wiederholte gleiche Mahnung aus St. Petersburg an die Pariser Adresse....auch nach dem Amtsantritt Poincarés als Staatspräsident und nachdem dieser unmittelbar zuvor bereits ein Jahr als MP in Paris die nationale wie auch internationale französische Politik prägen konnte.

In den grossen, digitalisierten Zeitungen von damals, mit ausführlicher Auslandsberichterstattung, wie Kölnische Zeitung, doch genauso in der GP, Band 39, lassen sich die regelmäßigen, gewiss auch monatlichen Appelle, Ermahnungen, Klagen wie Erinnerungen und Beschwörungen der Bündnisbereitschaft, der Leistungsbereitschaft, des Leistungswillens an die Adresse der französischen Politik und Öffentlichkeit in diversen öffentlichen Publikationen aus St. Petersburg gut nach vollziehen.

Es ist m.M. nach hilfreich, fragmentarische Einzelzitate besser einzubetten und den schon mehrfach erwähnten Kontext u. die konkrete Situation zu beleuchten u. abzuwägen.
Die Berichte des dt. Militärattaché in Paris, von Winterfeld, vom Februar 1913 in GP 39, versetzten unmittelbar in die französischen Disk. um die bekannt gewordenen dt. Heeresvorlagen, guter Einblick.

Übrigens: Beachtlich sind die exzellent digitalisierten Ausgaben der Kölnischen Zeitung, volltextlich nach Begriffen hervorragend durchsuchbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ist er doch:

Anhang anzeigen 23163



Hier eine Transkription in moderner Orthographie:

Wir alle wissen sehr gut, dass wir uns auf einen Krieg an der Westgrenze vorbereiten, hauptsächlich mit den Deutschen (Österreich-Ungarn und Deutschland), und daher sollten alle unsere Annahmen bei der Ausbildung hier auf der Tatsache basieren, dass wir einen Krieg mit ihnen führen die Deutschen, eine der manövrierenden Seiten sollte Deutsche genannt werden usw.; Aber nicht nur die Truppen, sondern das gesamte russische Volk muss sich an den Gedanken gewöhnen, dass wir die Deutschen vorbereiten und bekämpfen müssen und sie unbedingt besiegen müssen, auch wenn wir dabei Hunderttausende von Menschenleben opfern müssen, das ist unser Wahrer und unermüdlicher Feind ist der Deutsche und er vernichtet genau die deutschen Staaten.


BEARBEITEN:
Der Autor des Aufsatzes lässt sich anscheinend nicht sicher identifizieren; er schreibt unter dem Pseudonym "А. Эсъ"; es wird vermutet, dass ein Oberst Wassilij Jakowlewitsch Teterewjatnikow dahinterstecken könnte.

Vielen Dank, auf Deine ausgezeichnete, korrigierende Mitarbeit hatte ich gehofft...:) :)

Es ist natürlich kein Neujahraufsatz....auf S. 6, die Überschrift 'Alt, aber immer wieder neu' und die ersten Zeilen hatte ich selbst soweit überflogen, hier nochmals besser übersetzt:

Vielleicht gibt es in dem, was ich sagen möchte, einige alte und bereits wiederholte Gedanken, aber genau diese Gedanken sind meiner Meinung nach so wichtig, so lebenswichtig und die Interessen, die sie vertreten, sind so enorm, dass die Wiederholung dieser Gedanken, langweilige Wiederholung, kann als die Pflicht eines jeden anerkannt werden, der sein Heimatland liebt, bis wir die Mängel beseitigt haben, die uns in militärischen Angelegenheiten auf die unterste Ebene bringen, wir, die wir einst an der Spitze der europäischen Armeen marschierten und bewiesen haben, dass wir jeden Feind besiegen können sind dementsprechend vorhersehbar und machen es daher unmöglich, unsere negativen Eigenschaften zu manifestieren, von denen die schädlichste die Tendenz ist, alles zu kritisieren.


Der viel weiter oben bei von Kuhl zitierte Abschnitt kommt ziemlich am Ende...
 
„Mitarbeit“ oder „natürlich kein Neujahrsaufsatz“. Klingt nach Triumpf und Jubel.
Auf jeden Fall eine Interessante Wortwahl. Hervorhebung erfolgte durch mich.

Kurz nachgefragt: Ist die GP für dich nun doch ein akzeptables, brauchbares historisches Werk? Ich frage deshalb, weil du die GP erneut fleißig bemühst und sie kurz zuvor als revisionistisch abqualifiziert hast.

Weiter: Es wäre doch begrüßenswert, wenn du dich endlich einmal veranlasst sehen könntest, dich zur der x-mal gestellten Frage zu äußern.

Und weiter: Bist du der Meinung, das der russische Spitzendiplomat Benckendorff, seinerzeit Botschafter seines Landes in London, nicht in der Lage war, eine Charakteristik über die Haltung der einzelnen Länder auf der Botschafterkonferenz in London zu erstellen? Ich habe diesen, möglicherweise falschen, Eindruck, aus deinen Zeilen gewonnen. Die Auskünfte Benckendorffs über Frankreich sind natürlich nicht gerade positiv, im Gegenteil, man könnte daraus folgern, Frankreich hätte nichts gegen einen Krieg einzuwenden gehabt, über die Pariser auswärtige Politik.

Botschafter Schön notierte zum Regierungswechsel von Caillaux zu Poincarè, das damit eine Absage der versöhnlichen Politik Caillaux bedeutete. Dies sei bereits aus der Programmatik deutlich, wo mit Nachdruck von Würde, Stärke und Selbstbewusstsein die Rede war und die sorgfältige Pflege des Bündnisses mit Russland und der Freundschaft mit England betont wurden. Kann in den Erinnerungen von Schön nachgelesen werden.

Kurz nach dem Amtsantritt Poincaré wurde Delcassé zum Botschafter in Petersburg ernannt. Das dieser Mann sicher kein Freund der Deutschen war bekannt und er würde dort ganz sicher auch keine freundliche Politik gegenüber Deutschland treiben.
Poincaré berief eine neue Regierung. Wichtigste Aufgabe war die Einführung der Dreijährigen Dienstpflicht.
 
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