andreassolar
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Und ich denke du weißt auch relativ genau, wie lange Russland für seinen Aufmarsch brauchte.
Also worüber streiten wir?
Selbst wenn es nicht zu ändern gewesen wäre und der Westaufmarsch erst hätte stattfinden müssen, die Differenz zwischen dem deutschen und dem russischen Mobilisierungstempo hätte immernoch ein Zeitfenster eröffnet, dass ausgereicht hätte nach erfolgtem Westaufmarsch erhebliche Kräfte nach Osten zu verlegen, bevor die Russen hätten aktiv werden können.
Ja, natürlich bereits vor langer Zeit ausreichend dargestellt, im Mai 2012 beispielsweise, in welchem auch Veteran X intensiv mitgeschrieben hatte.
1912 ergab sich ein verändertes Bild. Die Kenntnis der Planungen von Ö-U war relativ umfangreich und zutreffend, die die Unterlagen eines wichtigen „Kriegsspiels“ den Russen zugespielt worden sind. Anders war die Situation in Bezug auf die Deutschen, deren Schwerpunktbildung im Westen man zwar annahm, aber die Deckungskräfte für die „Ostfront“ nicht genau kannte und auch in ihrem Umfang überschätze. Es wurden ca. 25 aktive deutsche Divisionen im Jahr 1912 in Ost-Preußen angenommen.
Für die Mobilisierung der russischen Truppen und den kriegsmäßigen Aufmarsch ergaben sich primär zwei zentrale Probleme. Zum einen wies Russland in 1910 im westlichen Bereich des europäischen Russlands lediglich 1 km Schienenverbindungen auf, im Vergleich zu Deutschland mit 10,6 Kilometer in diesem Gebiet. Zum anderen ist Russland in 1910 zum Territorialsystem der Stationierung seiner Streitkräfte übergegangen und somit befanden sich die Divisionen, die durch Reservisten aufgefüllt werden sollten nicht beispielsweise im Warschauer Bezirk, sondern in ihren Rekrutierungsbezirken in Russland. Zum einen um die Wirtschaftskraft der russischen Wirtschaft direkt zugutekommen zu lassen und zum anderen, als Reaktion nach 1905, als Ordnungsfaktor im Falle von inneren Unruhen [3, S. 171].
Aus diesem Unterschied ergab sich, dass die deutschen und Ö-U Verbände innerhalb von ca. zwei Wochen durch die Leistungsfähigkeit des Schienentransports vollständig mobilisiert und stationiert waren, die entsprechenden russischen Verbände diesen Zustand erst nach ca. 40 bis 50 Tagen erreichen konnte. Am M+15 waren lediglich ca. 50 Prozent der russischen Einheiten disloziert [3, S. 159]. Besonders gravierend war dabei die noch länger dauernde Dislozierung der jeweiligen logistischen Einheiten, die substantielle für ein offensives russisches Vorgehen gewesen wären.
Auch dieser Kontext wird häufig nicht genannt, sondern lediglich die frühe Mobilisierung in Russland, die frühen Vorstufen Ende Juli als 'Beweis' für was auch immer.