Gouvernante ist schon die historisch adäquate Bezeichnug. Als Hauslehrer oder häufig auch Hofmeister wurden nur Männer bezeichnet. Welche Stellung die Hauslehrer im Haus hatten, hing natürlich von der gesellschaftlichen Stellung der "Herrschaft" ab, sowie der Bedeutung, die Bildung im Haus hatte. Bei der Erziehung der preußischen Prinzen wurden die Hauslehrer z.B. meist gering geschätzt im Verhältnis zu den Militärs.
Im 18. und 19. Jahrhundert verdingten sich eine ganze Reihe später berühmter Geistesgrößen (z.B. Hölderlin, Herder und gewissermaßen auch Goethe) als Hauslehrer. An den Genannten kann man auch schon etwas die Spannbreite des Ansehens der Hauslehrer ablesen. Generell standen sie aber nicht wesentlich über dem Butler, also dem Leiter des Hauspersonals. Für die Gouvernante galt (mit Berücksichtung des geringeren Ansehens der Frauen) das Gleiche.
Dass die Gouvernante abgelegte Kleider bekommt, ist von ihren wirtschaftlichen Verhältnissen nicht abwegig. Eher könnte schon dagegen sprechen, dass es immer noch (abnehmend) eine informelle Kleiderordnung gab. Dass Dienstboten (zu denen letztlich Hauslehrer und Gouvernante doch zählten) in "herrschaftlichen" Kleidern (selbst abgelegten) herunliefen, schickte sich nicht.
Unter russischen Adligen war es im 19. Jahrhundert üblich, französische Gouvernanten zu haben, damit die Kinder französisch lernten. Der spanische Schriftsteller Jorge Semprum hatte noch in den 1930er Jahren deutsche Gouvernanten, damit der deutsch lernte.
Vermutlich kennst du es ja. Falls nicht, kannst du, wenn du magst, einmal ansehen, wie ein Kollege von dir vor 200 Jahren das Thema Hauslehrer bearbeitet hat.
Der Hofmeister - Wikipedia