Was bedeutet "saltus"?

Da wurde auch ein altes Gemälde gezeigt (um 1800 rum) um das optisch besser vorstellbar zu machen, da es solche Landschaften heute wohl nicht mehr gibt.
Diese alten Landschaftsbilder zeigen eher den Zustand, wie er nach dem Mittelalter war. Da hatte man durch Abholzen (Gewinnung von Holzkohle für Metall- und Glashütten), Plaggen (Gewinnung von Streu) und Viehmast (Schweine) die Wälder gründlich ruiniert. Die Lüneburger Heide entstand so, heute muss man Aufwand betreiben (kontrolliertes Abbrennen, Beweidung), um sie offen für die typischen Tiere und Pflanzen zu halten.
In der Zeit um Christi Geburt gab es Siedlungskammern mit viel Offenland (Stammeszentren), dazwischen existierten aber große, fast menschenleere, ungenutzte und bewaldete Gebiete, quasi Niemandsland als Grenze.
 
Ja gut, aber waren diese unbesiedelten Gebiete der sprichwörtlich undurchdringliche Urwald?
 
Ja gut, aber waren diese unbesiedelten Gebiete der sprichwörtlich undurchdringliche Urwald?

Damals sorgten große Pflanzenfresser (Rothirsch, Elch, Wisent, Ur, in Wassernähe Biber) dafür, dass der Wald nicht allzu üppig wucherte. Auch heute muss man viellfach den Jungwuchs eingattern, sonst wird vom Wild fast alles verbissen. Der Elch, der sich gerade wieder etabliert, ist der Alptraum eines jeden Försters.
 
Hallo El Quijote!

Danke erstmal für die ausführliche Antwort auf meinen Beitrag hier im Thread.
Leider wurden meine gestellten Fragen nicht (so) beantwortet.
Meine Frage an dich war wieso an oder in einem Landgut, einer kaiserliche Domäne oder einer Länderei/ Ländereien. . . sich kein Sumpf befinden sollte?
Bezüglich deiner Kritik an der Ausschließlichkeit ("nur"). Ich habe diese Autoren genannt, weil von ihnen "Beschreibungen" bezüglich saltu kamen und mit nur meinte ich "eindeutige", wie auch in meiner anschließenden Frage nach eindeutigen Beschreibungen für saltu in Form von Wald zu erkennen. In den von dir eingefügten Texten und Übersetzungen kann ich diese Beschreibung leider nicht erkennen.
Sorry, wenn ich mich in diesem Zusammenhang falsch ausgedrückt habe.
Bezüglich dem Hinweis auf die unterschiedlichen Quellengattungen kann ich leider keinen Zusammenhang zum Thema erkennen. Ein Wald kann genauso vermessen werden wie Teil eines Landgutes/ kaiserlicher Domäne/ Länderei sein.
Ich habe die Fragen gestellt, weil ich weder von der einen noch von der anderen Übersetzung 100% überzeugt bin und nicht weil ich Landgut favorisiere.
In den von dir genannten Beispielen kann man anstelle von Wald alles mögliche einfügen ohne mit dem nicht vorhandenen Kontext in Konflikt zu geraten.
Deswegen hat es in meinen Augen auch keinen Sinn auf die genannten Textpassagen weiter einzugehen.
Trotzdem werde ich einige Bemerkungen dazu ablassen.
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Unabhängig von der Möglichkeit von Landgütern aus anzugreifen, sollte man sich die Frage stellen was in römischen Augen denn alles als Landgut bezeichnet werden konnte?! Ländliche Ansiedlungen mit dem Fokus auf landwirtschaftliche Produktion egal ob im Reich oder außerhalb oder dergleichen mit einer Tribut oder Steuerpflicht gegenüber dem Reich z.B. Ansiedlungen im besetzten Germanien? Von denen
könnten die Germanen ohne weiteres "gemäß ihrer Sitte" angreifen, wenn die Steuereintreiber zuviel wollten und sich anschließend in den Wäldern verstecken.
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Weiter denke ich, daß der Feind(Heer) lieber auf einem Landgut(Nahrung, Flächen ohne Bäume, Weiden. . .) sein Lager aufschlägt als auf einer bewaldeten Anhöhe.
Zwecks Übersichtlichkeit ist natürlich auch eine Anhöhe denkbar.
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Warum wurde "saltu tridentino" mit Brennerpass übersetzt? Soll es die Unmöglichkeit eines Landgutes unterstreichen? Für mich ist "tridentino" die Gegend um die Stadt Trento, auch Trentino genannt.
Und da hätte ich keine Probleme mit einem Landgut. . .
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Einzig das Zitierte von Sueton würde mich auf dem ersten Blick an einem Landgut zweifeln lassen.
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Wieso sollte sich Ambiorix nicht auf Landgütern(siehe oben) verstecken. Wäre einem König angemessener als im Wald.
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Im Prinzip könnte ein Landgut mit sämtlich verfügbaren Namen (z.B. Landgut Pyrenaeos) bezeichnet werden. Logischer wäre aber wohl eher die Mehrzahl also meinetwegen die pyrenäischen Landgüter oder Ländereien in/an den Pyrenäen?!(nicht bezüglich der zitierten Passage!) Landgut Pyrenaeos/ Pyrenäenlandgut hört sich aber auch nicht "schlechter" an wie "den(der) Pyrenäenpass". Es wird ja wohl kaum nur einen Pass gegeben haben.
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Auch was die Übersetzung von "saltu Castulonensi" angeht, möchte ich erstmal darauf hinweisen, daß es sich bei "Castulonensi" um den Ort Castulone handelt. Es könnte sich also auch um das Landgut Castulone als auch um Länderei/en von Castulone handeln.
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Zusammenfassend möchte ich noch bemerken, da ein Teil der Zitate aus "Kommentare über den Bürgerkrieg" und "Kommentare über den Gallischen Krieg" stammt, daß das beschriebene Gebiet durchaus im römischen Reich lag und damit ein kaiserliches Landgut/Länderei möglich ist. Wo sollten sich Bürgerkriege hauptsächlich abspielen wenn nicht in von "römischen" Bürgern bewohnten Orten und Gütern/Ländereien oder Lagern?
Bezüglich der Anzahl von Wald in Form von Silva und Wald/Weiden/Gebirge/Pass/bewaldete Anhöhe/Waldgebirge/Waldtal/Berg in Form von Saltu in besagten Werken würde ich eine Übersetzung "Wald" ausschließen.
Was soll den der Sinn solch eines "Konstruktes/ Multifunktionsübersetzung" der Übersetzer sein, wenn fast jede der Übersetzungen(Wald/Weiden/Gebirge/Pass/bewaldete Anhöhe/Waldgebirge/Waldtal/Berg) ihr eigenes Wort im Lateinischen hat?
Für mich drückt diese Vielfalt an Übersetzungen nur das Problem der Übersetzer aus die im jeweiligen Zusammenhang mit "saltu/saltus/saltuum/saltibus" genannte "bekannte" Örtlichkeit, Kontext oder Namen(Pyrenai, Tridentino, Pyrenaeo, Castulonensi, Teutoburgiensis, Sumelocenna, Hercynius, Burunitanus, Lamianus, Domitianus, Blandianus, Neronianus, Tuzritanus, Udensis. . .) mit der "letzten" oder "anderen" Übersetzung von SALTU in "Einklang" zu bringen.



Mit freundlichen Grüßen, Lucio Cinico!
 
Hallo,

wer sich mit der Übersetzung von Saltus in Form von "kaiserliche Domäne" auseinandersetzen möchte, dem kann ich das Buch von
Rudolf His - Die Domänen der römischen Kaiserzeit empfehlen.
Auf gBooks findet man das Original von 1896 in der sogenannten "SnippetView" und den Reprint von 2009 in einer "Vorschau". Hier sollte man als Titel "Die Domsnen Der R÷Mischen Kaiserzeit" eingeben.
Da das Buch von 1896 ist, kann man es auf gBooks.com als Bürger der USA auch in Form einer kompletten PDF-Datei laden.:schau:

MfG, Lucio Cinico!
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mich mal interessieren würde ist, warum bei den deutschen Übersetzungen saltus immer als Wald oder Waldgebirge dargestellt wird.
Aus den zuvor genannten Beispielen ergibt sich ja auch eine taugliche Übersetzungsmöglichkeit mit Paß.
"Der Paß oder die Schlucht der Teutoburger" ist als Lokalisierung viel eindeutiger als ein ganzes Waldgebirge.
Genauso wie sich heute jeder Leser unter dem Brennerpass was vorstellen kann, ist dies auch bei Tacitus möglich.
 
Saltus ist eben dummerweise polysem. Außerdem widerspricht die Darstellung eines Passes den Quellen, die alle von Wäldern und Sümpfen schreiben. Das normalerweise für Pass benutzte lateinische Wort ist der portus. Und wenn du jetzt an den 'Hafen' denkst, dann hast du recht und wirst feststellen: auch dieses Wort ist polysem.
 
Nee, das mein ich nicht.
Ich kenne saltus aus dem Lateinunterricht immer schon als sprung, Höhenzug oder Wald.
Die ersteren Übersetzungen kann ich verstehen, da ein Höhenzug durchaus einen "Sprung" im Gelände darstellen kann.
In allen deutschen Tacitusübersetzungen (die ich kenne) wird aber direkt vom Teutoburger Wald oder Waldgebirge gesprochen.
Insofern frage ich mich manchmal, ob die Übersetzung sich nicht auch der Umbenennung des Osnig verpflichtet fühlt.
Wir diskutieren ja immer darüber, daß Tacitus Leser mit dem saltus etwas anfangen konnten, da Tacitus dies entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten nicht näher erläutert.
Und Wald ist keine notwendige Übersetzungsmöglichkeit, so daß wir vielleicht n u r nach einer Geländeerhebung, einem Paß oder einer Schlucht suchen.
 
Und Wald ist keine notwendige Übersetzungsmöglichkeit, so daß wir vielleicht n u r nach einer Geländeerhebung, einem Paß oder einer Schlucht suchen.

Tacitus selbst schreibt von silvae et paludes. Wir sollten uns aber nicht zu sehr auf Tacitus versteifen, er ist schließlich nicht der einzige Verfasser zur Varusschlacht. Jedenfalls berichten auch Florus, Cassius Dio und der einzige nicht wortkarge Zeitgenosse Velleius Paterculus von Wäldern und Sümpfen, silvae et paludes.
Und Cassius Dio, der berichtet als einziger von Höhenzügen und Schluchten. Aber: Der Saltus ist eben kein normaler Wald, kein silva, lucus oder nemus.
 
Ein gutes Beispiel für die Verwendung des Wortes Saltus in Form von kaiserliche Domäne ist die Sammlung von Gesetzen (Corpus Iuris Civilis) des Kaisers Justinian I.
::: The Roman Law Library
Die entsprechende Sammlung findet sich links unter Punkt 12. Corpus Iuris Civilis dann auf Codex und z.B. Liber 11 oder was auch immer.
Seit dem Auffinden der Inschriften von Souk-el-Khmis/Aïn el Djemala (Tunesien) - (Dekret des Commodus für den Saltus Burunitanus) sollte die Bedeutung von Saltus in diesem Zusammenhang ja geklärt sein.
Das auch hier(CIC) noch Übersetzungen in Form von z.B. Waldgebirge zu finden sind sollte aber nicht weiter verwundern. Als Beispiel siehe hier -
Seidensticker in "Waldgeschichte des Alterthums": schrieb:
Ferner heisst es: Der oströmische Kaiser Anastasius [491 bis 518] befahl sub dato Constantinopel den 30. Juli 491), dass Alle, welche in irgend einer Diöcese, oder in welcher Provinz es sei, oder in einem Waldgebirge [vel quolibet saltu], oder in einer Stadt [vel civitate fundos patrimoniales], oder solche, welche früher Tempeln gehörten etc., 40 Jahre ununterbrochen bisher besessen haben, wenn sie den auferlegten Canon entrichten, als Eigenthum behalten sollen.
Als Beispiel für einen Saltus in Deutschland möchte ich noch die Heidelsburg nennen.
Heidelsburg ? Wikipedia
Wp/pfl/Heidelsbursch - Wikimedia Incubator
Wp/pfl/Saltus - Wikimedia Incubator
In diesem Zusammenhang wird zwar auch vom "ältesten Forstamt Deutschlands" gesprochen . . .
Die Funde zeigen aber daß hier in alle möglichen Richtungen gearbeitet wurde.
z.B.Wagenteile, Pfanne, Dreifuß, Pflugschar, Seche, Sense, Schafscheren, Weideglocken, Äxte, Löffelbohrer und Metallkämme zur Textilverarbeitung.
Als Literatur hier:
Die "Heidelsburg" bei Waldfischbach - Ein kaiserlicher Domänensitz (Saltus)?
zu finden unter "Pfälzische Geschichte" Band 1 auf gBooks
 
Mir ist etwas unklar, was deine Belege bezwecken. Es hat doch niemand angezweifelt, dass saltus polysem ist und auch kaiserliche Domäne bedeutet.
 
Hallo ElQuijote!
Anhand meiner und den Belegen anderer User sollten sich die Leser des entsprechendenThreads ihre eigene Meinung bezüglich der Frage des TE bilden?!
Mir stellt sich unter anderem die Frage ob der Begriff auch bei den Römer polysem war oder nur die Deutungen der Übersetzer.
Da dachte ich mir ich bringe mal ne Übersetzung die zumindest für mich relativ daneben ist. . .

Mit freundlichen Grüßen, Lucio Cinico!
 
Hallo Lucio Cinico,

ich werde nicht so recht schlau aus dir, weil du so widersprüchliche Signale aussendest.

Zum einen suchst du mit Akribie Belegstellen für den Begriff saltus als kaiserliche Domäne - was niemand hier widerstritten hat - zum anderen willst du uns ernsthaft weismachen, dass "die Germanen gemäß ihrer Sitte von ihren *Landgütern und dunklen Schlupfwinkeln" (Frontinus, Strat. I, 3) die Römer beständig angriffen, oder dass Ambiorix sich vor Caesar auf einem Landgut versteckt habe, oder eben, dass Arminius Varus den Hinterhalt auf dem teutoburger *Landgut gelegt habe.

Mein Verstand weigert sich, dir abzunehmen, dass du tatsächlich daran glaubst, dass Alexander auf einem *Landgut statt in einem Waldgebirge gelagert habe und dass Varus in einer hochherrschaftlichen Domäne angegriffen wurde. Abgesehen natürlich von dem deutlichen Zeugnis der Texte (etwa Caesar oder Tacitus), dass es sich um nur oberflächlich von den Römern beherrschte Gebiete handelte.

Wenn ich nun noch deinen Benutzernamen anschaue, der einer Witzfigur aus einem Blödelfilm entlehnt ist, dann frage ich mich, warum jemand derart viel Aufwand betreibt, nur um andere auf den Arm zu nehmen, denn nur so kann ich mir die Aussage deiner Beiträge sinnvoll erklären.

Herzliche Grüße

El Quijote
 
Hallo ElQuijote!

Ich mache mir bestimmt nicht die Mühe einige Bücher zu lesen um andere auf den Arm zu nehmen!
Den von dir erwähnten Film habe ich mir auch noch nicht angesehen.
Aber ich sehe, daß du dir die Mühe machst, zu sehen wer Lucio Cinico ist.
Ich will hoffen, daß andere Leser deine Beiträge nicht anhand deines Usernamens beurteilen!


Mit freundlichen Grüßen, Lucio Cinico!
 
Also, setze ich für Saltus in ermangelung eines anderen lateinischen Wortes "germanischer Adelsitz/ Freienhof" oder "Bauernschaft" , eine Siedlungsform die heute noch westlich der Leine üblich ist, dann macht das Saltus plötzlich Sinn. Diese Form der Siedlung ist den Römern ja wohl unbekannt, ergibt freie Flächen , auch für den Krieg usw.

Dann wäre Saltus Teutoburgensis die Teutoburger Bauernschaft. Leider wissen wir aber immer noch nicht , wen oder was "Teutoburg" bezeichnet.
 
Eine kurze Bemerkung zu den immer erwähnten Namen "Amisia" und Luppia":in dem
neuen Buch zur Landvermessung nach Ptolemäus gibt es "Amisia" und "Luppia"in Germanien als Ortsnamen.Vieleicht kommen wir damit weiter zur Bestimmung der Örtlichkeiten des "teutoburger Waldes".
 
Den von dir erwähnten Film habe ich mir auch noch nicht angesehen.
Aber ich sehe, daß du dir die Mühe machst, zu sehen wer Lucio Cinico ist.
Ich will hoffen, daß andere Leser deine Beiträge nicht anhand deines Usernamens beurteilen!

Das dürfen sie gerne, ein tragischer Held, der an der Welt zugrunde geht und immer wieder irrt, ist das schlimmste nicht. An der Welt gehe ich nicht zugrunde, aber es gibt schon mal Irrungen und Wirrungen.
 
Und wo ungefähr werden die lokalisiert? Kann man das zumindest ungefähr sagen?
nach dieser Information sind "amisia" bei Fritzlar und "lupia" bei Bernburg/Saale. Allerdings gibt es dazu in dem Forum "Varusschlacht am Harz" andere Meinungen.Die o.g. Bestimmungen sind aus der Spiegelver-
öffentlichung vom Oktober.
 
Also, setze ich für Saltus in ermangelung eines anderen lateinischen Wortes "germanischer Adelsitz/ Freienhof" oder "Bauernschaft" , eine Siedlungsform die heute noch westlich der Leine üblich ist, dann macht das Saltus plötzlich Sinn. Diese Form der Siedlung ist den Römern ja wohl unbekannt, ergibt freie Flächen , auch für den Krieg usw.

Dann wäre Saltus Teutoburgensis die Teutoburger Bauernschaft. Leider wissen wir aber immer noch nicht , wen oder was "Teutoburg" bezeichnet.


In einer landwirtschaftlich genutzten Fläche hätte niemand die Überreste der Legionen sechs Jahre unbegraben liegen gelassen und es wäre wohl eher von vicus oder latifundium die Rede gewesen. Eigentlich kann man nur, wenn man gegen die Informationen der Quellen liest bei saltus auf eine andere Übersetzung als 'Wald(gebirge)' kommen.
 
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