Sollten wir das Thema zeitlich ausweiten? Wäre vielleicht nicht schlecht ...
1. Bei der Montagu waren wir ja schonmal unterschiedlicher Meinung und Du hast mich bis jetzt auch noch nicht so richtig überzeugt.
2. Viki passt schon von daher nicht, da sie im 19.Jh. lebte. Das andere, was Du anführst hat aber mit Deinen eigenen Kriterien garnichts zu tun. Was ist denn daran, bezogen auf das Thema "Freidenkerin" ein Negativbeispiel, wenn sie von ihrem Gatten Aktbilder machen ließ?
3. Wie soll sie Täterin gewesen sein? Was hat denn Georgiana (gegen Frauen) verbrochen? Auch wenn ich nun diesen Diana-Zirkus, den man anlässlich des Films "The Duchess" um sie machte, verabscheue, würde ich sie schon als eine recht außergewöhnliche weibliche Figur ihrer Zeit bezeichnen. Natürlich war sie auch ein Kind ihrer Zeit und von ihrer gesellschaftlichen Umgebung, wie jede andere genauso, geprägt. Aber gerade sie erscheint mir durchaus auch selbstständig gehandelt zu haben und selber Ideen entwickelt zu haben, welche es für Größen wie Mr. Fox (dem Führer der Whigs) interessant machten, sich mit ihr über Politik auszutauschen.
Ich glaube manchmal Caro1, Du bringst Moral oder das was das 19.Jh. dafür hielt und historische Einordnung von Persönlichkeiten durcheinander.
@Brissotin
1. Wir können ja gerne diskutieren was eine Freidenkerin ausmacht bzw. ob es verschiedene Defintitionsmöglichkeiten gibt. Ich habe/hatte vorerst nur eine betrachtet. Wie gesagt, dachte ich auch eher an eine Art Brainstorming.
Was also macht eine Freidenkerin aus? Daß sie sich selber freischwimmt? Wenn ja, wovon? Daß sie versucht gesellschaftliche Krusten zu lösen, Rechte und Pflichten durchzusetzen, also eine Art Gleichberechtigung (nicht nur der Frauen, sondern auch Minderheiten und Unterschichten gegenüber). Stellt sich auch noch die Frage, ob wir das Thema mit unseren heutigen Augen betrachten oder mit den Augen der Zeitzeugen zu betrachten suchen. Das verändert das Bild nicht unerheblich!
Du hältst die Montagu also nicht für eine Freidenkerin. Okay, aber was geht ihr dann in deinen Augen ab?
2. Viki war ein blödes Beispiel, denn sie setzte die wenigen Erfolge, die die englische Weiblichkeit vorweisen konnte ad absurdum, auch wenn sie selbst sich einiges leistete. Doppelmoral nenne ich so was. Die Frauen der Zeit sollten einen einwandfreien Leumund haben, Skandale vermeiden und in ihren sogenannten "weiblichen Pflichten" aufgehen. Aktmalerei wurde Frauen per se nicht zugestanden, es sei verwerflich für eine Frau sich fleischlichen Genüssen hinzugeben, mehr noch derlei zu Papier zu bringen. Die Aktbilder, die Viki von ihrem Gatten malte/zeichnete, waren jedoch kein Geheimnis.
Die Frage stellt sich siehe 1. Ist also eine Frau eine Freidenkerin, die sich selbst Freiheiten und Rechte einräumt, die sie anderen Frauen aber verweigert? Insofern sehe ich Viki als Negativ-Beispiel.
3. Bei Georgiana stellt sich für mich doch auch die Frage, ob sie die Teilnahme an politischen Salons als Freidenkerin qualifiziert, zumal sie nicht wirklich etwas bewegen konnte. Meines Wissens hatten Frauen, selbst mit Erbbaronie, noch keinen Sitz im House of Lords. (Korrigiert mich, wenn ich mich täusche).
Ihr politischer Einfluss war also relativ gering. Stellt sich die Frage, ob sie in ihrem gesellschaftlichen Leben politisch oder anderweitig prägent war, bzw. Änderungen anstrebte. Georgie fühlte sich, mehr noch als die Montagu, in ihrem goldenen Käfig wohl und dachte nicht daran ihn zu verlassen.
Versteh mich bitte nicht falsch, Die Cavendish war eine faszinierende Person, aber durchaus ambivalent.
4. Mag sein, dass für mich hier auch immer Moral, Ethik und Freizügigkeit mitspielen; möglicherweise übermässig. Ein anderes Denken und vor allem Handeln war eher gesellschaftlich-moralisch-philosophisch geprägt als politisch. Wie gesagt, manche Frauen wurden von Männern gnädigerweise gehört, Möglichkeiten wirklich etwas zu bewegen hatten sie jedoch nicht. Aber sie konnten, wie Scorpio nannte, schriftlich den Finger auf gesellschaftliche Wunden legen und diese einmal verbal anprangern und eben "festschreiben".
Wobei hier Theorie und Praxis, wie überall, ohenehin auseinanderdriften. Selbst wenn du rein rechtlich politische Rechte (z.B. Wahlrecht) und Möglichkeiten hättest, heisst es ja noch lange nicht, dass man dich machen lässt. Selbst heute noch, aber wir wollen hier ja nicht in die aktuelle Politik abdriften.
Aber wenn du politische Beispiele hast, wo Frauen wirklich Einfluss nahmen und eine neue Position erreichten, etwas bewegten, dann her damit!
@Scorpio
Die Arnim ist ein wirklich gutes Beispiel. Wir können sie gerne mit reinnehmen, wenn ihr einverstanden seid, den Zeitraum zu vergrössern.
Kannst du denn mehr zu Rahel Varnhagen sagen? Ich meine, was sie in deinen Augen als Freidenkerin auszeichnet?