... ich hatte mal gelernt eine wissenschaftliche Meinung zu bilden...
Möglicherweise ein sprachliches bzw. kommunikatives Problem; wenn Du damit meintest "sich auf wissenschaftlich fundierter Basis eine Meinung bilden", widerspreche ich dem nicht. Falls Du damit aber meintest "eine Meinung bilden, die nach eigenem Gutdünken der Wissenschaftlichkeit genügt", kann ich dem nicht zustimmen.
Einige Wissenschaftler aus Österreich, Russland oder der ehemaligen Sowjetunion oder aus Ungarn betrachten allein die Einordnungen der Sprachen als pseudowissenschaftlich und dem habe ich mich nunmal angeschlossen.
"Einige" sagt da schon einmal etwas aus; denn dann stellt sich die Frage "Wie sind diese in der Fachwelt anerkannt bzw. sind sie überhaupt anerkannt oder werden ihre Betrachtungen mehr oder weniger als Mumpitz abgelehnt?"
Ob bzw. inwieweit Du Dich deren Ansichten anschließt, ist zunächst irrelevant; wenn Du Dich ihnen anschließt, mußt Du belegen und beweisen oder zumindest gut begründen, warum sie Deiner Meinung nach Recht haben.
Ich betrachte den Nachweis der Finnougristik als zweifelhaft, dementsprechend kann ich genauso den Vergleich zum turkischen gleichsetzen...
Also sprachlich bestehen Zweifel...
Ungarisch ist aber nun einmal eine finno-ugrische Sprache - und alle anderen Einordnungsversuche haben sich als pseudowissenschaftlich bzw. sprachwissenschaftlich unhaltbar erwiesen. Dazu darf ich mich im Übrigen den Ausführungen von
Dieter anschließen.
Wo Du da noch immer Zweifel sehen willst, ist mir aus diesem Grund vollkommen schleierhaft...
... kulturell aber erst recht. Betrachtet man die Ungarn bei Landnahme, haben sie recht wenig finnougrisches eher etwas "steppenhaftes", halbnomadisches. Das negiert die finnisch-ugrische Herkunft in meinen Augen...
Was hat die Sprache mit dem genannten kulturellen Hintergrund - hier: Reiternomaden - zu tun?
Nur einmal eine Auswahl zu (ursprünglich)
reiternomadischen Völkern:
Die
Alanen, die
Parther, die
Sarmaten und - nach bisherigem wissenschaftlichen Konsens - auch die
Skythen waren Iranier, also
Indoeuropäer.
Die
Araber - "Araber" im Sinne der ursprünglichen Nomaden der Arabischen Halbinsel - waren
Semiten (bzw. sind Araber auch nach heutigem Verständnis - was eben nicht mehr nur die ursprünglichen Reiternomaden meint - Semiten).
Die
Magyaren waren bzw. sind
Finno-Ugrier.
Die
Mongolen waren bzw. sind auch sprachlich
Mongolen und damit
Altaier (auch wenn man sich bei den Altaischen Sprachen bis heute nicht sicher ist, ob und inwieweit da eine sprachgenetische Einheit oder aber "lediglich" eine sprachgenetische Konvergenz besteht).
Die
Türken waren bzw. sind ein
Turkvolk und damit nach o.g. Klassifikation bei den
Mongolen ebenfalls
Altaier (wie dort bereits ausgeführt unter Vorbehalt der umstrittenen sprachgenetischen Einheit etc.).
Die
Petschenegen, die
Protobulgaren, die
Kyptschaken/Polowzer waren
Turkvölker und damit nach o.g. Klassifikation bei den
Mongolen ebenfalls
Altaier (wie dort bereits ausgeführt unter Vorbehalt der umstrittenen sprachgenetischen Einheit etc.).
Die
Tataren - und hier beschränke ich mich an der Stelle der Einfachheit halber auf die Tataren, welche im Mittelalter eine besondere Rolle spielten - waren ein
Turkvolk und damit nach o.g. Klassifikation bei den
Mongolen ebenfalls
Altaier (wie dort bereits ausgeführt unter Vorbehalt der umstrittenen sprachgenetischen Einheit etc.).
Anm.: Die mitunter auch als "Tataren" bezeichneten
Tungusen der Mandschurei waren auch sprachlich Tungusen bzw.
Mandschu-Tungusen und damit nach o.g. Klassifikation bei den
Mongolen ebenfalls
Altaier (wie dort bereits ausgeführt unter Vorbehalt der umstrittenen sprachgenetischen Einheit etc.).
Die
Awaren wie auch die
Hunnen ließen sich
bis dato sprachlich nicht einordnen.
Du findest also unter Reiternomaden sprachlich eine äußerst weite Fächerung (abgesehen davon, daß sich bis heute gar nicht alle sprachlich klassifizieren lassen): von Indoeuropäern und Altaiern (bzw. Turkvölkern, Mongolen und Tungusen, wenn man sich gegen die Einheit "Altaier" sträubt) bis hin zu Semiten und eben Finno-Ugriern.
Anm.: Sprachlich nächstverwandt zu den
Ungarn/Magyaren sind übrigens die
Chanten (also ebenfalls Finno-Ugrier) - und die waren ursprünglich Pferdezüchter und wurden erst später Jäger sowie Rentierzüchter; da hast Du also sogar ein weiteres finno-ugrisches Beispiel, zu welchem die reiternomadische Lebensweise paßt. Aber das an der Stelle einmal nur nebenbei...
Im Übrigen darf ich dazu den Ausführungen von
El Quijote anschließen.
Darf ich euch in meine Gedankenwelt einladen... Klar, alles nur Theorien mit dem Versuch genauso seriös zu sein...
Diese Einladung muß ich ausschlagen, denn ich bin grundsätzlich skeptisch gegenüber derartigen Versuchen, bei denen in solchem Maße Nationalromantik und sogar einiger Rassismus recht deutlich mitschwingt.
Natürlich kann man auch bei solchen Herleitungen versuchen, seriös zu sein, nur bleibt es dann gewöhnlich - und auch in diesem Fall - eben beim Versuch...
:fs: