Ich denke mal, es stand schon in London ein fester Beschluss. Nur hielt man aus innenpolitischen Gründen noch eine Schamfrist von einigen Tagen ein.
Im Kabinett gab es aber da ganz unterschiedliche Strömungen, wobei eine Mehrheit für den Frieden eintrat.
So kam beispielsweise das britische Kabinett Ende Juli 14 zu dem Schluß, "
Die britische öffentliche Meinung wird es un jetzt nicht gestatten, Frankreich zu unterstützen..... wir können im Moment nicht sagen, was uns verpflichtet...." (K.Wilson, Britisch Cabinets Decision for War)
Chruchill hat sich vom Kabinett eine glatte Absage eingeholt, als er am 01.August 1914 die Flotte mobil machen lassen wollte. (1) Der Premierminister Asquith sagte zu Churchill:"
Wir können nicht gegen unsere eigene Mehrheitsmeinung handeln." (2)
Noch am 02.August morgens wankte das Kabinett, ob es denn als Garantiemacht Belgiens handeln müsse, denn die anderen Mächte seien ebenfalls untätig.
"Alle Versuche des russischen und insbesondere des französischen Botschafters in London, eine verbindliche Zusage zum Kriegseintritt zu erhalten, musste Grey ausweichend beantworten, da die Kabinettsmehrheit für eine britische Nichteinmischung plädierte." (3) Der französische Botschafter in London meinte frustiert, "
In Zukunft wird man das Wort Ehre aus dem englischen Wörterbuch streichen müssen." (4) Die Entente befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer ernsten Krise.
"In London verzweifelte an diesem 01.August der französische Botschafter Paul Cambon, weil die Briten sich weigerten, Position zu beziehen. Großbritannien hatte während der ganzen Krise darauf gesetzt, dass – wie so oft zuvor – direkte Gespräche zwischen den beteiligten Partnern die Schwierigkeiten lösen würden. Als eine durch Verträge nicht gebundene Macht hatte es seine Absichten vor allen anderen Mächten – auch vor Frankreich – verheimlicht." (5)
(1) Quelle Fromkin, Europas letzter Sommer, München 2005
(2) Haffner, Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg, S.35, Hamburg 1981
(3) Neitzel, Kriegsausbruch, S.192, Zürich 2001
(4) Haffner, Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg, S.35, Hamburg 1981
(5) Keegan, Der Erste Weltkrieg, S.108, Hamburg 2000