ferbitz schrieb:
Das stellt doch nur die unterschiedliche Wichtigkeit dieses Vertrages dar, ist allenfalls etwas zum Diskutieren unter Fachleute.
Das ist hier im Forum auch sehr häufig der Fall. Insofern hat diese Diskussion, und nicht nur deshalb, ihr Berechtigung. Hier kann jeder über alles in Sachen Geschichte, sofern die Regeln beachtet werden, diskutieren.
ferbitz schrieb:
Dennoch schaffte es Bismark zu einem weiteren Vertrag mit Russland, den Rückversicherungsvertrag, nun ohne Österreich, das er politisch als Sicherheitsrisiko für das Deutsche Reich ansah.
Preußen war, im Gegensatz zu Österreich saturiert. Österreich träumte von neuer Macht, und kam damit auf dem Balkan mit Russland aneinander.
[FONT="]Das ist mir neu. Bismarck betrachtete Österreich-Ungarn als Sicherheitsrisiko? Und deshalb ist nur noch ein Abkommen mit Russland geschlossen worden?[/FONT]
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[FONT="]Das stellt die historischen Realitäten nun doch ein wenig auf dem Kopf. Es war die Dauerkrise um Bulgarien, die Österreich-Ungarn und Russlands Interessengegensätze hart aufeinanderprallen ließen, so das Zar Alexander nicht mehr bereit und willens war, mit Österreich-Ungarn eine Verlängerung des Abkommens auch nur in Betracht zu ziehen.[/FONT]
ferbitz schrieb:
Dass dann später dieser Rückversicherungsvertrag nicht verlängert wurde, hat dann genau die gleichen Gründe dann auch beim Deutschen Reich: Unzufriedenheit, sich unsaturiert zu fühlen, das Grundübel der Abkehr der wilhelminischen von der Bismarkschen Politik.
Falsch. Der Grund für die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages, war der, dass das Auswärtige Amt im Rückversicherungsvertrag Widersprüche zu anderen vertraglich bindenden Abmachungen zu anderen europäsichen Großmächten sah; und das wohl nicht ganz zu unrecht. Trotzdem bestand kein Grund, so ganz ohne Not, den Draht nach Petersburg abreißen zu lassen. Des Weiteren bevorzugte die graue Eminenz des AA davon, dass ein Bündnis mit Großbritannien vorteilhafter wäre. Allerdings stellte man sich nicht gerade sonderlich geschickt in London an, um dort den Weg für ein Bündnis zu bereiten.
ferbitz schrieb:
Und da trafen sich plötzlich die Interessen Österreichs und die des Deutschen Reiches auf fürchterliche Weise. Das größte und das reichste Land Europas war innerhalb weniger Jahre zum unzufriedensten Land Europas geworden.
Das Deutsche Reich war weder das größte noch das reichste Land Eurpoas. Und die Interessen des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarns haben sich nicht plötzlich getroffen. Der Annäherungsprozess begann schon sehr früh. Beide Seiten, Bismarck und Andràssy, habe eine Interesse an eine Vereinbarung gehabt; nur waren die Intentionen sehr unterschiedlich. Deshalb hat es auch bis 1879 gedauert, bis das Bündnis abgeschlossen worden war.
ferbitz schrieb:
Das Deutsche Reich nach Bismark wollte nicht mehr im europäischen Konzert eine wichtige Geige spielen, es wollte die erste Geige spielen, wollte die europäische Politik ganz bestimmen, nicht nur mitbestimmen, und da war eine vertragliche Bindung an Russland fehl.
Auch das würde ich so nicht unterschreiben. Sicher, das Deutsche Reich wollte eine
anerkannte Groß- ja sogar wohl Weltmacht sein und auf Augenhöhe mit Großbritannien und dem Zarenreich stehen. Dem stand aber die entschlossene Ablehnung Großbritanniens gegenüber. Nun ja, die deutsche Diplomatie war bei der Verwirklichung dieses Anspruches auch nicht besonders geschickt.